Sansibar ist UNESCO Welterbe-Ort, bekannt als Gewürzinsel und Schmelztiegel vieler Kulturen. Geburtsort von Freddie Mercury und weltberühmt für seine paradiesischen Strände. Die Insel ist schwer angesagt und ein Ferienflieger fliegt zweimal die Woche sogar direkt nach Sansibar aus Deutschland. Aber bringt der explodierende Tourismus auch der einheimischen Bevölkerung den langersehnten Wohlstand?

Sansibar ist berühmt für seine schneeweißen und endlosen Strände. Schon lange zog es mich auf die exotische Insel. Fotografien von einsamen Stränden, wunderbarer Unterwasserwelt und unentdeckten Surfspots, die nur darauf warteten, von mir gesurft zu werde, zogen mich in ihren Bann.

Allerding war ich vor Ort zuerst einmal davon geschockt, dass ich eher einem Marketingtraum hinterher gelaufen bin. Gerade der Norden der Insel ist eine touristische Hochburg, und die Strandabschnitte um Nungwi und Kendwa erinnern eher an riesige amerikanische Ressorts als an afrikanische Dörfer. Weit und breit hörte ich ein babylonisches Sprachgewirr aus Deutsch, Französisch, Russisch und vielen anderen Sprachen. Nur vereinzelt mischten sich unter die meisten Weißen ein paar Massais, die mit ihrer schwarzen Haut und ihren leuchtend roten Tüchern nicht ganz ins Bild zu passen schienen.

Sie wanderten am Wasser entlang und quatschten verbrannte Bleichgesichter an, die träge auf ihren Strandliegen saßen und sich lustlos das Sortiment an Schmuck der Massai ansahen. Wagten sie sich zu nahe an die Hotels oder Restaurants, wurden sie von den Angestelltern wie die Hunde verjagt.

Sansibar

Ich schämte mich für diesen so offen zur gestellten Kolonialismus, der nach mehr als 55 Jahren der Unabhängigkeit Tansanias offenbar seltsame Auswüchse annahm. Die meisten Hotels sind im Luxussegment angesiedelt und lassen die Einheimischen höchstens als Angestellte herein, die dort putzen, das Essen zubereiten oder für die Security da sind.

Die Ostküste an den Kitearadiesen Paje und Jambiani mutet dagegen noch etwas ursprünglicher an, aber auch dort ist eine krasse Unterteilung in Bedienstete und „Diener“ zu beobachten.

Auf dem Weg vom Fährterminal zum Hotel schaute ich aus dem Fenster meines dalla-dallas, dem örtlichen Kleinbus, und bekam ein anderes, echtes Bild von Sansibar: Halb verfallene Hütten, die jeden Moment zusammenbrechen können. Die Kleidung abgenutzt und verblichen. Staub und Dreck überall. Auf dem Weg nach Nungwi war ich mehr als eine halbe Stunde auf einer Straße unterwegs, die nur aus vom Regen abgespülten Schotter und Sand bestand. Mit mehr Schlaglöchern als man zählen kann. Auf Nachfrage hieß es, dass die Regierung kein Geld mehr hat, um weiterzubauen. Es war leicht zu sehen, warum Sansibar als eine der ärmsten Regionen in ganz Tansania gilt.


Sansibar ist eine der ärmsten Regionen in Tansania

Sansibar
Absurderweise muss man sagen. Immerhin sollte doch der Tourismus jede Menge Geld in die Kassen spülen. Aber dem ist nicht so. Einerseits gibt es diese herzzerreißende Armut im Land auf der Seite der Einheimischen. Auf der anderen Seite konkurrieren luxuriöse Hotelgebäude am Strand um die Gunst ausländischer Kunden.

Wie ist diese große Kluft zwischen Arm und Reich überhaupt möglich?

An den bekannten Badeorten kaufen wohlhabende „Ausländer“ Land und bauen ihre Hotels, Unterkünfte, Surfstationen und dergleichen darauf. Dementsprechend fließen große Teile der Einnahmen aus dem Tourismus unmittelbar nach Europa, den USA und zunehmend China. Da sich ein normaler Tansanier mit seinem bescheidenen Einkommen sich nicht einmal ein Grundstück leisten kann, bleibt ihm nur noch die Arbeit im Hotel übrig. Und das am besten zu den vorherrschenden Mindestlöhnen.

Hinzu kommt, dass die meisten Touristen auf Sansibar ihre Hotels nur verlassen, um Touren zu unternehmen, die ihre Reiseanbieter ihnen organisiert haben. Dort fassen sie dann Schildkröten auf Prison Island an oder fischen Seesterne und andere Meerestiere aus dem Wasser – nur um das beste Selfie zu erhaschen.

Ich verstehe, dass viele Besucher im Urlaub einfach nur entspannen wollen und ein All-Inclusive-Urlaub bietet oftmals einen perfekten Abstand zwischen dem Sonnenbaden am Strand und der Hotelbar für Snacks und Getränke.

Dagegen lag mein Guesthouse abgelegen in einem Gassengewirr aus Schlaglöchern und Dreck. Links und rechts hohe Mauer, damit man auch ja nicht in die Hotelanlagen schauen kann. Ich musste durch Berge von Schmutz und Plastik wandern und war schockiert, dass meine unmittelbaren (einheimischen) Nachbarn mit mehreren Kindern in einem offenen Haus ohen Dach lebten.

Auf Tauchgängen traf ich mehr als einmal auf andere Reisende, die mir allen Ernstes erzählten, dass Sansibar so wunderbar sauber und organisiert sei. Mir fiel auf, dass die meisten Menschen sich der Situation hinter ihren Hotels nicht einmal bewusst waren.

Es grenzte für mich an ein Wunder, dass mich die Einheimischen nicht jeden Tag mit Todesblicken angestarrt oder bepöbelt haben. Bei dieser himmelsschreienden Ungerechtigkeit hätte ich das auf jeden Fall verstanden.


Was kannst du tun, um bewusster zu reisen?

sansibar nungwi tauchen

✓ Esse bei Einheimischen an Straßenständen. Dort kannst du zum Beispiel eine Zanzibar-Pizza für nur einen Euro kaufen. Überlege mal, woher eigentlich die exorbitant hohen, fast westlichen Preise der westlichen Speisekarte der Resorts stammen.

✓ Kaufe keine Plastikflaschen, sondern fülle deine eigene Trinkflasche auf.

✓ Buche eine Unterkunft in einheimischer Hand. Das ist meistens auch noch viel günstiger.

✓ Wenn möglich, weiche auf die weniger touristisch erschlossenen Orte an der Ostküste aus.

✓ Gehe nicht auf die vielfach verkauften Schnorcheltouren nahe Mbemba Island. Ich habe noch nie so ein leeres Riff beim Tauchen gesehen. Gespenstisch einsam schwammen nur eine Handvoll verirrter Fische an mir vorbei. Über Wasser sah es kaum besser, waren doch mindestens zwanzig Boote unterwegs, die ihre Schnorchler mit fettender Sonnencreme ins Wasser sprangen ließen und mit lautem Radauz die letzten Tiere vertrieben.

✓ Fasse niemals Meerestiere an! Auch nicht nur mal ganz kurz für ein Selfie!

✓ Esse keinen Fisch und Meeresfrüchte, die dir in den westlichen Restaurants am Strand angeboten werden. Die Anzahl der Besucher hat sich in den letzten Jahren dermaßen erhöht, dass die Fischer immer mehr Fische verkaufen und Tag und Nacht die Riffe leerangeln.

✓ Lass das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen! Dusche höchstens nur ein paar Minuten.

✓ Wenn du deinen Urlaub in einem großen Hotel buchen willst, dann informiere dich vorab sorgfältig, ob die Veranstalter, die örtliche Bevölkerung einbeziehen und zum Beispiel Hilfsprojekte vor Ort unterstützen.


Nachhaltiger Tourismus in Sansibar?

Die Wasserversorgung ist ein echtes Problem in ganz Afrika, daran muss ich dich sicherlich nicht erinnern. Ein Luxushotel auf Sansibar verbraucht Tausende Liter Wasser pro Tag, für die Wasserversorgung seiner Gäste, den Pool, den Rasen etc.

Die GIZ schreibt zum Beispiel:

Die Insel Sansibar etwa, eine teilautonome Provinz von Tansania, gehört zu den wasserärmsten Regionen der Welt. Gleichzeitig wird das Grundwasser durch den steigenden Meeresspiegel versalzt und durch Müll und Abwasser mit Keimen verschmutzt.

Kann ich jetzt überhaupt noch nach Sansibar fahren?

Sansibar
So schön die Bilder auch aussehen mögen: Die Insel war mir viel zu touristisch. Die meisten Besucher besuchen Sansibar, um an den Stränden zu liegen, was nicht meine liebste Freizeitbeschäftigung ist. Anderthalb Stunden Surfen hat mich 45 US$ gekostet, da man ein Boot an das äußere Riff nehmen musste.

Wenn du sowieso in Tansania unterwegs bist, vielleicht auf Safari gehst, dann schaue dir ein Wochenende lang Sansibar an. Aber extra den weiten Weg aus Deutschland auf sich zu nehmen, um die Insel zu erkundigen, lohnt sich meiner Meinung nach nicht, wenn du gerne halbwegs unabhängig unterwegs bist.

Sansibar macht es einem wie in den meisten afrikanischen Ländern nicht ganz so einfach, aleine zu reisen. Es gibt kaum Unterkünfte für Backpacker und irgendwie richten sich die meisten Angebote an die oberen Zehntausend.

Trotzdem lohnt sich die Suche nach einem Paradies – wie zum Beispiel Tofo in Mosambik.

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