Freiwilligenarbeit Costa Rica: Wenn du keinen Bock mehr auf tagelanges Grillen am Strand und immergleiche Gespräche mit anderen Backpackern, dann ist Volunteering genau das Richtige für dich, so wie das Meeresschildkröten-Camp im Totuguero National Park in Costa Rica

Wer genug hat vom Backpacker-Allerlei, sich den Hintern platt gelegen hat in der Hängematte oder nicht schon wieder hemmungslose Partys feiern will, für den ist die Arbeit als Freiwilliger genau richtig. Freiwilligenarbeit ist wohl die neue Form des Reisens. Auf keinem anderen Weg lernt man das Land, seine Leute und die üppige Natur in seiner ursprünglichen Art besser kennen als beim unmittelbaren Zusammenleben und Arbeiten mit Einheimischen.

Das Freiwilligencamp „La Tortuga Feliz“ von Paul Lepoutre in Costa Rica bietet dazu die besten Voraussetzungen, vereint es doch das einfache Leben der Inselbewohner mit dem Schutz von Meeresschildkröten, die bis zu 160 cm lang und 360 kg schwer werden können. Diese kommen jedes Jahr zu Tausenden in Sommernächten an die Karibikstrände von Costa Rica, um bis zu 150 Eier in den Sand abzulegen.

Dabei wildern jedoch die Einheimischen, graben die Eier wieder aus, um sowohl diese als auch die ausgewachsenen Muttertiere lebend auf den Märkten zu verkaufen, gelten doch die Eier und das Fleisch immer noch als Delikatesse in Mittelamerika. Das Camp hat sich somit der Aufgabe verschrieben, den Wilderern das Handwerk zu legen und die zahlreichen Arten zu schützen.

Freiwilligenarbeit Costa Rica

Freiwilligenarbeit-Schildkrötencamp-c-Anja-Knorr
Anfangs schien es eine tolle Idee zu sein: Abgeschlagen von den breitgetreten Backpackerpfaden Mittelamerikas würde ich tief im Dschungel von Costa Rica leben, Freiwilligenarbeit in einem Schildkrötencamp leisten und die Einsamkeit eines der schönsten Naturschutzgebiete der Welt genießen – und dabei noch etwas Gutes tun.

Angestachelt von erhebenden Weltverbesserungsfühlen stellte ich mich schon als nächste Jane Goodall vor und nahm einen Bus, einen Pick-Up Truck und ein Boot durch den Dschungel, um endlich im Camp „La Tortuga Feliz“ anzukommen. Schnell stellte sich heraus, dass ich mich wirklich im Dschungel befand: Es gab kein fließendes Wasser, keine Elektrizität und kein Licht. Worauf habe ich mich nur eingelassen?

Ein freundlich aussehender älterer Herr aus Holland namens Paul begrüßte uns mit einem warmen Handschlag. Er war der Eigentümer des Camps und la Tortuga Feliz sein Baby. Ihm fehlte auch ein Bein, stellte ich fest und versuchte meine vielen Fantasien auszublenden, wie ihm wohl sein Bein abhanden gekommen wäre. Paul schien meine Gedanken lesen zu können und erwähnte beiläufig, ich solle mir keine Sorgen machen. Ein Krokodil hätte es im Dschungel abgebissen. Schluck. Betretende Stille.

La Tortuga Feliz – die glückliche Schildkröte

Freiwilligendienst Schildkröten (c) Anja Knorr
Immer noch Pauls etwas eigentümlichen Humor verdauend, zog ich in meinem neuem Zuhause ein. Die ersten paar Stunden waren entspannt und ich genoss den relaxten Lifestyle der Dorfbewohner und Campeinwohner.

Wir schliefen in kleinen Holzhütten in Strandnähe und schnell eignete ich mir die Routinen der anderen an: Inspizierte jeden Morgen meine Schuhe nach Schlangen und Skorpionen, aß früh, mittags, abends das in Costa Rica allgegenwärtige Gallo Pinto – Reis mit Bohnen.

Brüllaffen schrieen in den Bäumen, ich lag in den Hängematten am Strand und döste in der warmen Sonne unter Palmen. Wie schnell man sich an eine neue Umgebung gewöhnt. Ich fühlte ein überwältigendes Gefühl der Freiheit und Frieden fernab jeglichem Zivilisationsstress. Dies war der Stoff, aus dem meine Träume gemacht sind.

Vom Aussterben bedrohte Meeresschildkröten

Freiwilligenarbeit Costa Rica Schildkröte (c) Anja Knorr (1)

Doch dann begann der anstrengende Teil: Die Arbeit im Freiwilligencamp Costa Rica. Meine erste Aufgabe war die Strandpatrouille. Dabei musste ich nachts die 14 Kilometer Strand auf und ab patrouillieren, um Wilderern zuvorzukommen, die die Meeresschildkröten auf ihrem Weg zum Strand abpassen, fangen und auf den Märkten verkaufen. Ihr Fleisch gilt immer noch als Delikatesse auf den mittelamerikanischen Märkten.

Die Meeresschildkröten sind ein leichter Fang für die Wilderer, denn jedes Jahr kommen die Schildkröten schwerfällig an Land gekrochen, um bis zu 150 Eier in ein selbst gebuddeltes Loch in den Sand zu legen. Die Wilderer buddeln dann nicht nur die Eier aus, sondern nehmen gleich auch die Meeresschildkröten mit. Kein Wunder, dass in den letzten Jahren der Artenbestand der Meeresschildkröten bedenklich geschrumpft ist und mittlerweile vom Aussterben bedroht ist.

Denn die Schildkröten sind sehr eigen in der Auswahl ihrer Brutplätze und kommen mit einem beeindruckendem Navigationstalent etwa 25 Jahre nach ihrer Geburt genau an den Strand zurück, an dem sie einst geschlüpft sind. Sollte dieser zu dem Zeitpunkt dann anders aussehen oder riechen oder sonst irgendwie verwirren, machen sie kehrt und legen liebe gar keine Eier.

Aus diesem Grund durften wir Freiwilligen weder eine Taschenlampe noch Insektenschutzmittel verwenden, um die die kleinen Mimosen nicht zu verwirren. Malariafieberschübe werden überbewertet, versuchte ich mir vor dem Hintergrund einzureden. Jane Goodall nimmt in den Urwäldern Ugandas sicherlich auch keines.

Freiwilligenarbeit Costa Rica- Die Strandpatrouille

Freiwilligendienst Costa Rica (c) Anja Knorr

Mein Guide Francisco, der mich auf den Patrouillen begleiten sollte, war ein ausgemergelter, von der Sonne gezeichneter Dorfeinwohner, der mich am Anfang der Schicht erst einmal in sein bescheidenes Heim auf einen Kaffee einlud. Einen netten Plausch mit seiner Frau im Dunkeln seiner Hütte inbegriffen. Gott segne Lateinamerika für ihr nicht existierendes Zeitempfinden.

Eine Stunde späte war Francisco endlich bereit, und ich konnte anfangen, die Welt zu verändern und Mutter Natur zu helfen. Francisco legte ein beeindruckendes Tempo vor und trabte im lockeren Sandboden, als ginge es um eine olympische Goldmedaille. Ich hatte Probleme mitzuhalten. Im Dunkeln ohne Taschenlampe fiel ich oft über angespültes Treibgut und große Steine und nach ein paar Stunden Sport in der feuchten Hitze machte sich bei mir Panik und Erschöpfung breit.

Nach einem weiteren schmerzlichen Fall verschwand Francisco schnell aus meiner Sichtweite und ich beeilte mich, so schnell wie möglich aufzurappeln und hinterher zu rennen. Keine Zeit zum jammern. Wie um Himmels willen soll ich diese anstrengende Tätigkeit die nächsten Wochen aushalten? Was wenn wir jetzt tatsächlich noch eine Meeresschildkröte finden und ihre 150 Eier zurück ins Camp schleppen müssten? Wie weit ist das nächste Krankenhaus entfernt?

Brutstätte im Freiwilligen-Camp

Freiwilligencamp Costa Rica (C) Anja Knorr
Doch dann sahen wir sie. Eine gigantische Meeresschildkröte kroch behäbig ans Land, baute in angestrengten Bewegungen ein Nest in den Sand und legt ihre Eier ab. 123 an der Zahl, wie ich gewissenhaft notierte. Nachdem das Muttertier sich verabschiedet hat und wieder ins Meer gekrochen ist, buddelten wir die Eier wieder aus, wickelten sie in ein Tuch, hingen es an einen Ast, den wir im Dschungel gefunden haben und stiefelten den langen Weg zurück ins Camp.

So viel Wasser kann man gar nicht trinken, wie ich in der Nacht und den vielen darauf folgenden an Schweiß verloren habe, schoss es mir durch den Kopf. Im Camp wurden die Eier verbuddelt und markiert und nach ein paar Wochen schlüpfen sie unter großem Gejubel der Campteilnehmer und Dorfeinwohner. Die Kleinen werden vermessen und dann am Strand ausgesetzt in der Hoffnung, dass wenigstens ein paar Meeresschildkröten den langen Weg zur ausgewachsenen Schildkröten schaffen werden.

Weitere Informationen zum Thema Freiwilligenarbeit

Wenn du durch meinen Artikel Lust bekommen hast, dich tiefergehend mit dem Thema Volunteering im Ausland auseinander zu setzen und dich für konkrete Freiwilligenprojekte interessiert, dann findest du auf dem Infoportal www.freiwilligenarbeit.de hilfreiche Informationen und Projektdetails zu über 150 Hilfsprojekten weltweit.

La Tortuga Feliz

  • Lage: 50 km Strandaschnitt zwischen dem berühmten Tortuguero National Park und dem Hafen Limón an der Karibikseite.
  • In San José: Busterminal Los Caribenos, den Bus nach Matina / Batán in der Region Limón.
  • Dauer: Ungefähr zwei Stunden und kostete damals 1350 colón. Also etwa 2€.
  • Preis: 15US$ pro Tag, inklusive Unterkunft und Verpflegung.

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