Marrakesch und seine vielen Sehenswürdigkeiten werden dich umhauen. Am besten entdeckst du die Stadt an einem langen Wochenende und lässt dich treiben. Allerdings gibt es auch in der alten Königsstadt einige Touri-Hotspots, die meiner Meinung nach total überbewertet sind und die du dir sparen kannst. Drei davon liest du hier neben meinen besten Tipps für wirklich coole Sachen.
Als ich vor fünf Jahren zum ersten Mal Marrakesch besucht hatte, erwartete ich Orient-Klischees pur: Geschichten aus einer 1001 Nacht, fremdländische Gerüche, üppige Farben, Schlangenbeschwörer und emsiges Treiben im unendlichen Gassenwirrwarr der alten Königsstadt. Karawanen hielten in der Stadt ebenso wie Rockstars und Models Jahrhunderte später. Ich wollte wissen, was diese unterschiedlichen Menschen an den Rand Atlasgebirge zog.
Und was soll ich sagen, Marrakesch hielt, was es versprach und doch fühlte ich einen leichten Anflug von Enttäuschung. Vielleicht lag es an meinen viel zu hohen Erwartungen, die eine Stadt gefangen im 14. Jahrhundert aus den Erzählungen meiner Kindheit erwartete, aber Marrakesch schien im Lauf der Geschichte viel Flair verloren zu haben und sich eher im Dornröschenschlaf zu befinden.
Ich erwartete 1001 Nacht und fühlte mich an einen türkischen Basar in Berlin Kreuzberg erinnert: Nicht glamourös, eher ruhig und ziemlich kommerziell. Ständig wurden mir überteuerte Stehrumchen angeboten, die zwar nett anzusehen sind aber niemand braucht. Auf den vielen Souks, die nach den verschiedenen Handwerken geordnet sind, herrschte gähnende Leere und waren sicherlich nicht die Orte, an denen die Einheimischen ihre Einkäufe erledigten. Zumindest sah ich kaum welche dort.
Warum schwärmen also alle Marokko-Reisenden so von der Stadt? Bin ich wieder mal der Kulturbanause, der keinen Sinn für Kunst und Kultur hat? Oder hat die Stadt ihre besten Zeiten längst hinter sich?
Marrakesch und seine prunkvolle Geschichte
Die Stadt Marrakesch war einst Namensgeber für das ganze Land Marokko und diente lange Zeit als Hauptstadt der großen Königsdynastien – und damit auch jeder den Reichtum und die Macht sehen konnte, erbauten die jeweiligen Herrscher prunkvolle Bauten und Paläste.
Wie zum Beispiel die Koutoubia-Moschee aus dem Jahr 1162, eine der größten und ältesten Moscheen Marokkos und das Wahrzeichen der Stadt. Natürlich darfst du als Ungläubiger die Moschee nicht betreten. Fast alle Sehenswürdigkeiten befinden sich fußläufig in der Medina und können innerhalb eines Tages abgelaufen werden.
Doch wenn du nicht gerade ein Museumscrack bist, dann werden die langen Fußmärsche in der sengenden Hitze leicht langweilig. Daher kannst du dir die folgenden drei Tour-Hotspots gleich sparen und zu den wirklich netten Sachen in Marrakesch übergehen und somit mehr Zeit dafür einplanen.
Diese 3 überbewerteten Touristenattraktionen kannst du dir sparen
1. Sich in den Gassen von Marrakesch verlieren
In jedem Reiseführer heißt es, man soll sich in den verwinkelten, alten Gassen von Marrakesch verlieren, mit den Verkäufern feilschen und das bunte Treiben in den Souks beobachten. Doch gerade im Sommer sind diese wie ausgestorben und auch im März sah es nicht besser aus. Die meisten Souks boten überteuerte Waren für Ausländer an, bei der ich mir nicht immer sicher war, ob die auch wirklich in Marokko hergestellt oder nicht nur importiert wurde. Die landestypischen Souvenirs wie Gewürze, bunte Tücher, Lederwaren und Laternen sind doch eigentlich überall erhältlich. Mir war das Treiben eindeutig zu kommerziell und auf uns Touristen zugeschnitten.
Die kleinen Straßengeschäfte nahe der alten Koranschule Medersa Ben Youssef sind dagegen viel lebendiger und wirken authentischer.
Dazu ist es eine beliebte Masche der Einheimischen, den „armen, nicht wissenden Touristen“ ihre Stadt und die Souks zu zeigen – alles natürlich nur als Freundschaftsdienst. Nur um dir dann Geld dafür abzuknöpfen, da er ja auch eine Familie zu ernähren hat.
✓ Mein Tipp: Freundlich und bestimmt ablehnen und einfach weitergehen. Wenn du dich bereits durch die Gegend hast führen lassen, und dein neuer Fremdenführer dir Geld abknöpfen will, dann hilft auch ein nettes Nein und Shoukran und bestimmtes Weiterlaufen.
2. Die Djemaa El Fna während des Ramadans
Klar ist der riesige, mittelalterliche Markt- und Henkersplatz Djemaa el Fna DAS Zentrum Marrakeschs und du wirst nicht an ihm vorbei kommen. 1985 wurde die Altstadt wegen der überragenden Sehenswürdigkeiten inklusive der Menara- und Agdal-Gärten von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Vor vielen Jahrhunderten nutzen die Sultane den Platz als Hinrichtungsstätte und stellten anschließend die aufgespießten Köpfe ihrer Opfer zur Schau. Daher erklärt sich der arabische Name Djemaa el Fna, der Versammlung der Toten bedeutet.
Auf dem Platz bieten Stände normalerweise kulinarische Spezialitäten Marokkos, Gaukler zeigen ihre Kunststücke, es gibt Feuerschlucker, orientalische Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer, Wahrsager und dressierte Äffchen. Ein unübersichtliches Getummel und Gedränge.
Normalerweise. Und auch bei meinem ersten Besuch im März 2011.
Doch zu Zeiten des Ramadans herrscht dort nur tote Hose, da sah es nämlich so aus:
Enttäuschend leer, mittags, abends und nachts.
Wie eigentlich überall in Marokko scheint nur die Hälfte aller möglichen Stände überhaupt zur Arbeit zu kommen. Wer kann, der schließt seine Geschäfte in der Zeit. Wenn man von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken darf in der sengenden Hitze, der tut auch gut daran.
Doch als Besucher, der ein antikes Weltwunder erwartet, kannst du nur enttäuscht werden.
✓ Daher mein Tipp: Plane deinen Urlaub unbedingt außerhalb der Ramadanzeiten, und wenn möglich besuchst du die Stadt im Frühjahr, wenn die Temperaturen angenehmer sind. Halte deine Wertsachen beisammen und lasse dich nicht von Gauklern ablenken. Oftmals sind das beliebte Maschen, um Touristen abzulenken, um dir dann unauffällig dein Geld aus den Taschen zu klauen.
3. Die Saaditengräber
Diese Totenstadt aus dem 16. Jahrhundert schlummerte jahrhundertelang vergessen im Dornröschenschlaf, bevor französische Archäologen sie im Jahre 1917 wiederentdeckten.
Die Gräber zählen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Marrakesch, da sie prächtig ausgestattet sind, doch ich fand sie ziemlich langweilig. Man erhält kaum Informationen zur Geschichte der dort begrabenen Menschen, schaut sich morbiderweise ein paar prächtig ausgestattete Mosaikfliesen an und steht nach fünf Minuten wieder auf der Straße.
Was du stattdessen während deines Marrakesch-Aufenthaltes tun solltest
Besuche die alte Koranschule Medersa Ben Youssef
Die ehemalige Koranschule liegt im Herzen Marrakeschs nördlich des Soukviertels und ist gut zu Fuß zu erreichen. Sie wurde etwa im Jahr 1340 vom Merinidensultan Abu I-Hasan gegründet. Sechs Jahrhunderte wurden dort Schüler unterrichtet bevor im Jahr 1960 der Lehrbetrieb eingestellt wurde.
Das Gebäude ist nach außen völlig fensterlos und beherbergt hinter einer großen Doppeltür ein mit Marmorplatten ausgelegter Innenhof mit einem großen Brunnenbecken, in dem sich die Schüler vor dem Besuch der Moschee waschen konnten und in dem du wunderbar verschnaufen kannst.
Im Obergeschoß befinden sich 150 kleine, völlig schmucklose Schlafkammern der Studenten,in denen früher bis zu 900 Koranschüler gewohnt haben. Allerdings konnten sich nur Schüler aus reichem Hause eine Kammer mit Fenster leisten.
Die Koranschule ist wirklich beeindruckend mit seinen kalligraphischen Inschriftbändern, maurischen Arabesken und Verzierungen und gilt zu Recht als Meisterwerk morgenländischer Architektur. Das Museum ist durchdacht und äußerst lehrreich mit vielen Infotafeln aufgebaut.
Medersa Ben Youssef Adresse: Kaat Benahid, Marrakesch
Medersa Ben Youssef Öffnungszeiten: 9 – 18 Uhr jeden Tag.
Lasse dich durch eine Gerberei im Gerberviertel Marrakeschs führen
Das ist eigentlich DIE Touristenabzocke schlechthin, da mich ein junger Marokkaner auf der Straße aufgegabelt hatte und mich in eine Gerberei leitete – alles natürlich völlig kostenfrei. Ich bin einfach furchtbar schlecht im Feilschen oder mich durchsetzen.
In der Gerberei wurde ich einem anderen Mann „übergeben“, der mich in die harte Arbeit der Gerber einführte, nur um mich danach in einem Geschäft abzusetzen, in dem ich natürlich die Produkte kaufen sollte.
Das war der nervige Teil, doch das eigentliche Highlight war für mich, die hart arbeitenden Gerber kennenlernen zu dürfen und ihnen bei ihrer anstrengenden Arbeit über die Schulter schauen zu dürfen. Die Männer arbeiten acht Stunden am Tag und erhalten dafür läppische 70 Dirhams. Sie trimmen unter anderem die Rohhäute, legen sie ein, entkalken, beizen, fetten sie ein, um von rohen Tierhäuten durch den Einsatz von Gerbstoffen das Hautgefüge zu stabilisieren und damit Leder herzustellen.
Der beißende Ammoniakgestank ist beinahe unerträglich, und schnell fühle ich mich in Patrick Süskinds „Parfum“-Welt hineinversetzt. Unverständlich wie Jean-Baptiste Grenouille mit seinem feinen Näschen diese schmutzige und ungesunde Tätigkeit jahrelang ausführen konnte.
✓ Wegbeschreibung: Der wahrscheinlich beste Fußweg führt etwa 30 Minuten von der Djemaa el Fna zur Bab Debbagh Pforte am Stadtrand.
✓ Mein Tipp für alleiniges Erkunden: Nimm dir Zeit, viel Zeit. Aufdringliche Guides wimmelst du durch Kunstpausen und Umwege ab. Beobachte das Treiben dann von einer unauffälligen Ecke und frage einen Fachkundigen, ob er dich durch die Gerberei führt. Selbstverständlich gegen ein Entgelt.
✓ Mein Tipp gegen den Gestank: Ein Bündel voller Pfefferminzblätter hilft gegen den Geruch.
Lasse die Hitze Marrakeschs hinter dir und fahre ins Ourika Tal
Die umliegenden Täler sind eine willkommene Abwechslung vom hektischen Treiben in der Stadt und der sengenden Hitze. Das Ourika Tal liegt an den Anfängen des Atlasgebirges rund eine Stunde südlich von Marrakesch und ist angenehm kühl und erfrischend. Saftig grüne Wälder, sanfte Flüsse und charmante Bergdörfer laden zum Verweilen und Entspannen ein.
✓ Mein Tipp: Fahre mit deinem eigenen Auto durch das Ourika Tal, damit du im eigenen Tempo die Schönheit des Tals erleben kannst. Schau dir die Setti Fatma Wasserfälle an und shoppe im traditionellen Souk in Asni. Die Wasserfälle sind alleine nicht so gut zu finden, daher kannst du dir für 100 Dirham einen lokalen Guide nehmen. Rund anderthalb Stunden Roundtrip.
Austritt in die Wüste
Ich bin ein Outdoor-Junkie und kein Stadtmensch, daher war der Trekk in die Wüste mein Highlight. Von Marrakesch aus kannst du viele Touren in die Wüste organisieren, tagelang beim Kamelreiten deinen Gedanken nachhängen und die weite Landschaft genießen und abends wie früher die Nomaden in Wüstencamps schlafen.
✓ Mein Tipp: Alles zur meiner Woche in der marokkanischen Wüste liest du hier: Abenteuer in der Sahara Wüste.
So wirst du aufdringliche Abzocker los
Marrakesch ist in jedem Fall ein gutes Trainingsfeld um zu lernen, wie man als Individualreisender verschiedenen Arten von Abschlepp- und Abzockversuchen trotz leicht- bis mittelgradigen lauthalsen Nötigungsversuchen widerstehen kann.
✓ Lass dich nicht anquatschen lassen, sondern lehne Angebote erst einmal bestimmt und eindeutig dankend ab.
✓ Ignoriere alle weiteren Versuche danach.
✓ Verstecke dein Geld am Körper und trage nur ein paar Münzen in der Hose und zeige dein Geld nicht offen möglichst kein Geld offen zeigen.
✓ Sei misstrauisch, wenn sich jemand als “guide”, “worker” oder “manager” vorstellt und angeblich kein Geld für seine Dienste erwartet.
✓ Es wird meist am Ende doch ein Entgelt für Dienste erwartet, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie in Anspruch genommen hattest.
✓ Behalte die Orientierung, um auch allein wieder zum Hotel zurück zu finden oder tue wenigstens so.
✓ Wenn du jemand nach dem Weg fragen musst, dann frage einen Verkäufer in einem Tante Emma Laden.
✓ Lasse dich möglichst nicht in ein Geschäft führen und in das Kaufen von überteuerten Touri-nepps erpressen.
✓ Behalte im Kopf, dass marokkanische Arbeiter einen Stundenlohn von etwa 10 Dirham bekommen und deshalb
Forderungen von 100 Dirham für eine Führung von zehn Minuten unverschämt sind.
✓ Als Frau ist es immer ratsam, den Ehemann im Hotelzimmer zu erwähnen und einen Ring zu tragen.
Beste Reisezeit für Marrakesch
Marrakesch liegt in einer Ebene nördlich des Hohen Atlas auf einer Höhe von rund 450 Meter. Im Sommer ist es daher sehr heiß und trocken bis zu 40 Grad im Schatten, wohingegen im Winter angenehme 20 Grad herrschen.
✓ Beste Reisezeit Marrakesch: Oktober bis Mai
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