Da ich mich immer noch auf dem technischen Stand des Jahres 1998 befinde, musste ich erst einmal nachschauen, was ein Liebster Award überhaupt ist. Julian von Surfnomade hat mich damit ausgezeichnet und gebeten, mich selber zum Thema Surfen zu interviewen. Vielen Dank Julian. Dann mache ich mich gleich einmal an die Arbeit.
1) Wann und wo ist das Wellenreiten zu deiner Leidenschaft geworden?
2006 hat es mich nach Australien verschlagen. Ich bin auf einem Working Holiday Visum down under angekommen und wollte ursprünglich nur ein Jahr bleiben. Nach einem Jahr konnte ich dann nicht einfach zurück nach Deutschland und in mein altes Leben zurück und habe vier Jahre daraus gemacht. Und weil ich direkt am Strand gelebt habe in Sydney, sah ich jeden Tag die Surfer ihre Wellen abreiten und dabei so unglaublich lässig aussehen. Das wollte ich auch können und buchte einen Surfkurs in Seal Rocks, rund drei Stunden nördlich von Sydney. An einem Wochenende lernte ich das Aufstehen und Abreiten einer Welle auf einem riesigen floß-ähnlichen Surfboard.
Mir tat alles weh und ich hatte Muskelkater an Stellen, von denen ich noch nicht einmal wusste, dass man dort Schmerzen haben könnte. Ganz zu schweigen von meinen auferiebenen Knien, aber ich war süchtig. Den Rest übte ich dann alleine am Strand. Immer und immer wieder. Und ich liebe bis heute das geile Gefühl auf dem Meer.
2) Welches war bislang dein schönster Surf-Trip?
Das war sicherlich mein Trip nach Maui auf Hawaii. Ich bin ein Warmduscher und brauch heißes Wetter und warmes Wasser, um mich herum, um stundenlang Spaß haben zu können. An die Monsterwellen von Jaws habe ich mich nicht heran getraut. Sie waren zwar im August nicht sehr hoch, doch proppevoll mit Surfern, die sich fast auf die Füße traten. Da zog ich mir Paia Bay vor. Direkt am Hana Highway liegend, wenig Menschen und toll brechender Swell.
So ganz will ich aber auch Santa Catalina in Panama und auch Brasilien nicht vergessen, gerade Jericoacoara war ein Traum für Longboarder.
3) Regular oder Goofy, wie bist du gestrickt?
Regular. Das heißt mein rechter Fuß steht hinten auf dem Board.
4) Was ist für dich das Einzigartige am Wellenreiten – jenseits der gängigen Surfklischees?
Ich liebe jegliche Outdoor-Sportarten. Sei es klettern in Thailand, das Tauchen oder Paddeln. Bei allen Sportarten ist man mitten drin in der Natur und den Gewalten ausgeliefert. Kein miefender Hallengeruch oder Stundenpläne, die einzuhalten sind. Sondern nur ich und mein Board. Oder Kletterseil. Oder Paddelboot. Ich kann durch das Wasser gleiten, bin ganz bei mir und kann richtig gut abschalten. Allein schon weil mir ständig das Wasser ins Gesicht peitscht und ich aufpassen muss, den richtigen Moment abzupassen.
5) An welchem Ort reitest du am liebsten auf Wellen?
Da gibt es für mich keinen absoluten Lieblingsort. Je nach Lust und Laune zieht es mich raus ins Grüne und dort findet man immer einen Weg zu surfen. So war ich zum Beispiel schon in den Vereinigten arabischen Emiraten surfen auf einer stehenden Welle, die dort mitten in die Wüste gebaut wurde und das hat echt gefetzt.
Oder auch an der Ostsee hinter einem Jetski oder an einer Wakeboard-Anlage bei Berlin, bei der ich mir auch mein Surfboard unter die Füße schnalle anstatt eines Wakeboards.
Ich bin sogar schon in den Rocky Mountains gesurft hinter einem Motorboot auf einem glasklaren Bergsee in Petit Lake. Ich war garantiert die einzige auf der Welle. Es gibt überall die Möglichkeit, auf seine Kosten zu kommen.
Natürlich sind Orte wie Hawaii oder Südamerika ein Traum für mich, und ich genieße die Aufenthalte dort sehr zum Surfen, aber auch in Berlin will ich nicht auf das geile Gefühl verzichten und habe eben mit dem Windsurfen angefangen. Oder treibe mich an den Wakeboard-Anlagen herum.
6) Bist du ein Schönwetter-Surfer oder ein Kämpfer der Urgewalten?
Ich bin definitiv ein Schönwetter-Surfer. Ich friere einfach sehr schnell und mag es nicht, mir eine Erkältung zu holen, wenn die Kälte in einem hoch steigt und man seine Finger kaum noch spürt.
7) Was war bisher dein schönstes Erlebnis in den Wellen?
Letztes Jahr war ich in Guincho in Portugal surfen. Als ich auf dem Brett saß und auf ein Set Wellen wartete, kamen mit den nächsten Wellen auf eine handvoll Delfine angeritten. Die hatten einen Mordspaß und ritten eine Welle nach der anderen ab. Ein absolut geiles Gefühl, so nah an der Natur dran zu sein und zu sehen, wie viel Spaß die Meeresbewohner haben können.
8) Bei welcher Surfsession hattest du mal so richtig Schiss?
Mein Hauststrand in Australien war Bondi Beach und gerade das Südende hat an manchen Tagen ziemlich großen Swell. An einem Tag war ich draußen und hatte die Heftigkeit der Wellen unterschätzt. Ich paddelte eine Welle an, war schon am Gleiten und bemerkte dann wie sie unter mir zusammenbrach und ich ins Nichts fiel. Ein Wipeout direkt über einer Sandbank.
Alles passierte so schnell, und doch hatte ich den Eindruck eines ewig dauernden Moments. Ich ruderte mit den Armen, sah den sandigen Meeresgrund auf mich zukommen und rollte mich dann wie ein Igel, der Gefahr wittert, zu einer kleinen Kugel ein. Das war es jetzt, schoss es mir durch den Kopf. Schützend hielt ich die Arme vor den Kopf, prallte aber donnernd mit meinem Rücken auf die Sandbank auf und ließ die Welle über mich tosen. In dem Augenblick war ich derart froh, noch zu leben und nicht auf den Kopf gefallen zu sein, dass mir die Schmerzen an der Lendenwirbelsäule gar nicht auffielen.
Ebenso merkte ich zunächst auch gar nicht, dass mein Board den Aufprall nicht überlebt hatte und in zwei Teile gebrochen war. Meine Leash hing nur noch an einem mageren Ende fest. Aber egal. Ich fühlte mich glücklich, so viel Glück im Unglück gehabt zuhaben und nur mit einem riesigen blauen Fleck auf dem Rücken dem Wipeout entkommen zu sein.
9) Welcher Surf-Song sorgt bei dir für gute Laune?
Es ist kein richtiges Surflied, aber ich liebe den Pina Colada Song von Rupert Holmes. Er klingt für mich nach Sommer und Sonne. Das Lied transportiert mich sofort in eine andere Welt, so wie es das Surfen macht. Ein Klassiker, auch wenn ich damit jetzt keinen Coolness-Wettbewerb gewinne.
„Yes, I like Pina Coladas
and getting caught in the rain
I’m not much into health food,
I am into champagne“
10) Hast du schon mal unterwegs das Surfen mit mobiler Arbeit verbunden?
Ja schon öfter sogar. In Australien habe ich neben diversen Praktika und Jobs während meines Work und Travel-Jahres, auch als Komparse bei einem Bollywood-Film, als Flohmarktverkäuferin, Fotografin, Hostess und Call Center Agent gearbeitet. Eigentlich alle Jobs, die man sich so vorstellen konnte. Das war mir irgendwann jedoch zu wenig, und so habe ich in Los Angeles als Journalistin und in Brasilien als digitaler Nomade an meinem Blog gearbeitet und nebenher Aufträge angenommen. So konnte ich morgens im Wasser sein und dann gleich nach dem Frühstück mit der Arbeit anfangen. Dieser Lifestle fehlt mir in Berlin doch sehr.
11) Vom Surfen einmal abgesehen. Wofür kannst du dich so richtig begeistern?
Meine zweite große Leidenschaft ist das Tauchen. Es bringt mich an die schönsten Orte der Welt und ich liebe die Schwerelosigkeit beim Dahingleiten im Wasser. Die Welt unter Wasser fasziniert mich jedes Mal aufs Neue und lässt mich staunen: Walhaie im Ningaloo Reef und Grottentauchen auf den griechischen Inseln. Oder auch Wracktauchen auf den Britischen Jungferninseln. Das alles waren unvergessliche Momente für mich, in denen ich mitten drin im Geschehen war und mich lebendig gefühlt habe.
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