Tough Mudder Berlin 2013: Meine Erfahrungen beim Tough Mudder 2013 in Deutschland Berlin. Das härteste Rennen der Welt mit genialen Hindernissen und noch mehr Spaß.
„Tough Mudder ist nichts für spargeliges Gemüse“, lachte mich der britische Veranstalter David Gordon an, als ich ihn blauäugig fragte, warum man das Event nicht in den warmen Sommer verlegt hätte. Stattdessen hatten sie sich das vorletzte Oktober-Wochenende ausgesucht für das erste Deutschlandevent von Tough Mudder und 6.000 Menschen sind ihrem Ruf gefolgt.
Mein Sonntagnachmittag wurde schmutzig, matschig, kalt und ich von oben bis unten durchnässt.
Ich wurde als Weichei angeschrien und durch meine Körper fuhren Stromschläge von bis zu 10.000 Volt.
Ich quälte mich drei Stunden lang durch knietiefen Schlamm.
Ich schwamm auf dem Rücken durch eisig kaltes Schlammwasser.
Und es hat mir gefallen. Sollte ich mir Sorgen machen? Finde ich mit zunehmendem Alter Gefallen an Schmerz, Tortur und bundeswehr-ähnlichem Drill?
Schon vor Monaten hatte ich mich mit meinem Team angemeldet und wir freuten uns auf die 18 Kilometer lange Hardcore-Hindernisstrecke, die von einem ehemaligen Agenten der British Special Forces entworfen wurde. Schlamm-Action satt.
Endlich einmal wieder hemmungslos im Dreck wälzen, Hindernisse wie in der Schule ablaufen und an die eigenen Grenzen gehen. Freunde belächelten uns und fragten, warum jemand verrückt genug ist, 90 € Startgeld abzudrücken, um tonnenweise Schlamm zu essen?
Genau das fragten sich vor drei Jahren auch die Professoren der Business Harvard School, als die beiden Tough Mudder Gründer Will Dean und Guy Livingstone dort ihre Idee vorstellten. Bei so einem Event würde unmöglich jemand freiwillig mitmachen wollen, geschweige denn dafür Geld bezahlen. Die beiden Briten sollten Recht behalten und innerhalb von drei Jahren haben bei der Veranstaltung rund eine Million Menschen mitgemacht und Spaß dabei gehabt. Und ich bin jetzt eine davon. Booyeah!
Teamgeist und Spaß beim Tough Muddder
Eintönige Laufwettbewerbe finde ich superlangweilig. Stundenlang nur gegen eine Stoppuhr rennen und ständige Gespräche mit meinem inneren Schweinehund führen zu müssen, bringen es einfach nicht für mich.
Dagegen sind bei Tough Mudder Team Player gefragt, die dafür sorgen, dass keiner alleine zurückbleibt. Jeder hilft jedem, so gut er kann und oberstes Gebot ist, dass kein Teamkamerad alleine zurückgelassen wird.
Die Zeit ist dabei nebensächlich. Das bringt Spaß und schweißt zusammen – Team Berlin war bereit. Als wir uns 10.20 Uhr am Sonntag morgen am Start einfanden, knieten wir zusammen mit etwa einhundert weiteren Teilnehmern zu wummernden Bässen nieder und schworen uns auf ein faires Rennen ein. Das sogenannte Tough Muder Ehrengelübde.
Toughmudder … und los geht’s
Einen Startschuss später ging es auch schon los für unser Team. Das Gelände war voller Schlamm, teilweise schwammen wir bis zu den Schultern im Matsch und rannten eine Motocross-Strecke hoch und wieder hinab.
Artic Enema – Eiskaltes Wasserbecken
Nach rund dreißig Minuten schwitzte ich in der leuchtenden Oktobersonne und kam am bis dahin schwersten Hindernis überhaupt an: Arctic Enema, ein mit Eis gefülltes Wasserbecken, unter das alle Teilnehmer hindurch tauchen mussten. Ich kletterte auf eine kleine Empore und schaute in das kalte Eiswasser vor mir. „Vom Rumstehen wird’s auch nicht besser“, schrie mir ein Megaphone ins Ohr, und ich hüpfte schweren Herzens hinein.
Mir zog sich alles zusammen, ich holte kurz Luft und tauchte unter dem Balken hindurch. Auf der anderen Seite breitete sich ein stechender Schmerz in meinem Körper aus und mein Kopf pochte, als hätte ich gerade 10 Packungen Eis verdrückt. Nass bis auf den Strumpf tropfte es an mir herunter, und ich schüttelte mich wie ein begossener Pudel. Gott sei Dank mussten alle anderen Teams auch durch diese bitterkalte Vorhölle.
Stromschläge bei der Electroshock Therapy
Die Electroshock Therapy brachte einen Kick, als ich über ein Schlammfeld lief und Stromleitungen auswich, um nicht die Stromschläge bis zu 10.000 Volt zu verspüren. Aua, sehr schmerzhaft. Fast so als würde die Haut verbrennen.
Die Hindernisse häuften sich kurz vor dem Ziel
Bei Kilometer 14 motivierten wir uns mit gegenseitigen Anfeuerschreien und wir liefen die wohl längsten Schlusskilometer überhaupt – bis wir herausfanden, dass das Rennen 18 Kilometer lang ist und nicht, wie wir ursprünglich annahmen, 16 Kilometer.
Die letzten Kilometer zogen sich wie zäher Kaugummi, der Körper machte schlapp und die Hindernisse häuften sich. Wir machten Kniebeugen mit Baumstämmen und rannten eine Quarterpipe am Everest hoch, um auf der Zielgeraden nur wenige Meter vor dem Ende durch einen Wald mit schmerzhaften Stromleitungen zu rennen.
Nach drei Stunden Zieleinlauf und ein unendliches Glücksgefühl. Wir haben es geschafft!
Mir war kalt und mein Körper roch nach einer Mischung aus Klärgrube, Kuhfladen und Waldboden.
Uns wurden die kultigen, orangefarbenen Tough Mudder Stirnbänder aufgesetzt, ein T-Shirt und ein Bier ausgehändigt und die Feier konnte losgehen. Stolz wie nach einer gewonnen Schlacht auf dem Berliner Mauerpark um das geilste Schäppchen, zeigten wir uns unsere Wunden. Von meinem rechten Arm tropfte Blut und meine Waden wackelten vor Muskelkater.
Die 18 Kilometer legten sich wie Blei auf meinen Körper und ich fühlte mich schon kurz nach dem Zieleinlauf wie in meine eigene Zukunft versetzt. Achtzigjährig und voller Wehwehchen mehr krauchend als laufend, aber hey, ich bin ein Tough Mudder und habe mit dem besten Team überhaupt eine unvergessliche Zeit gehabt!
Tough Mudder, man sieht sich nächstes Jahr!
Die Schuhe waren Schrott und mein Körper ebenso!
Fazit vom Tough Mudder 2013
Tough Mudder heißt nicht umsonst so. Tough Mudder ist ein knallhartes Event, das jeden an seine Grenzen bringt, aber hammerviel Spaß macht und einen unnachahmlichen Teamspirit in jedem noch so grummeligen Einzelkämpfer herauskitzelt.
Fotos: Tough Mudder Berlin von Tough Mudder, CC BY – bearbeitet von happybackpacker.
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