Einfach mal raus – der große Traum vom kleinen Zuhause für ein Vanlife mit kleinem Budget
Kennst du das Gefühl, wenn du morgens aufwachst, aus dem Fenster schaust und der Blick nicht auf den grauen Hinterhof, sondern auf einen glitzernden See in den Alpen oder einen einsamen Strand in Portugal fällt? Jep, genau das. Diese romantische Vorstellung vom Vanlife hat uns ziemlich gepackt – und das, obwohl unser Kontostand eher nach Instantnudeln als nach Instagram aussah.
Inhaltsverzeichnis
01. Realitätscheck: Kein Bulli für 60.000 Euro
02. Selber machen oder teuer machen lassen?
03. Unsere DIY-Grundausstattung für das Vanlife mit kleinem Budget
04. Selbstversorgt und frei
05. Monatliche Kosten beim Vanlife
06. Arbeiten unterwegs: Laptop auf, Welt an
07. Unser Learning
08. Kalt, laut, einsam – oder: Die Schattenseiten des Vanlife
09. Budget Vanlife-Tipps für Einsteiger
10. Fazit: Freiheit kostet weniger, als du denkst
Vanlife muss nicht teuer sein. Wir haben den Absprung aus der Mietwohnung geschafft und leben nun dauerhaft auf vier Rädern – mit überschaubarem Budget, aber maximalem Freiheitsgefühl. In diesem Beitrag erzähle ich dir, wie wir das gemacht haben, welche Fettnäpfchen wir charmant umfahren haben (na ja, meistens), warum wir mittlerweile wissen, wie wenig man wirklich braucht – und wie du selbst mit kleinem Geldbeutel ein erfülltes Leben auf Rädern führen kannst.
Realitätscheck: Kein Bulli für 60.000 Euro
Wenn du bei #vanlife auf Instagram landest, sieht das Leben auf Rädern oft so aus: Maßgefertigte Möbel aus Walnussholz, Espressomaschine mit Siebträger und ein Surfbrett, das offenbar nie benutzt, aber immer sehr fotogen drapiert wird.
Wir mussten uns allerdings entscheiden: Entweder ein Van, der so aussieht oder einer, der überhaupt fährt.
Spoiler: Wir haben uns für einen gebrauchten Sprinter in L3H2 mit Erstzulassung 2012 entschieden. Der hatte schon ein paar Roststellen, aber Charakter. Für 14.700 Euro war er unser neues Zuhause mit Radlager.
Was wir damit sagen wollen: Du brauchst kein Luxusgefährt. Du brauchst einen fahrbaren Untersatz, ein bisschen Mut, ein paar Werkzeuge (und YouTube) – und du bist startklar.
Selber machen oder teuer machen lassen?
Wir haben ziemlich schnell gemerkt: Ein Van-Ausbau kann locker mehr kosten als der Van selbst. Professionelle Ausbauten fangen oft bei 20.000 Euro an. Das war nicht unser Film.
Also: Werkzeug raus, Hirn an, Schweiß abgewischt – und los ging’s.
Unsere DIY-Grundausstattung für das Vanlife mit kleinem Budget
Isolierung aus Armaflex (gibt’s günstiger als gedacht)
• Gebrauchte Holzmöbel aus Omas Keller, zurechtgesägt
• Eine Matratze von eBay Kleinanzeigen (ja, sie ist frisch bezogen, danke der Nachfrage)
• Eine einfache Campingküche mit Gaskartusche
• Solar-Platten aus dem Onlinehandel (DIY-freundlich und stromsparend)
• Und: Eine Trockentrenntoilette. Klingt fancy, ist aber eigentlich nur ein Eimer mit System.
Unser kompletter Ausbau hat uns unter 9.000 Euro gekostet – inklusive Fluchen und Fehlsägungen. Alles in allem haben wir für Anschaffung und Ausbau 24.000 Euro gezahlt. Für ein rollendes Zuhause, das uns jeden Tag dahin bringt, wo wir sein wollen? Ziemlich fair.
Selbstversorgt und frei
Was unseren Alltag unterwegs besonders macht? Wir leben so autark wie möglich. Wir backen unser eigenes Brot, machen Aufstriche selbst, kaufen auf lokalen Märkten und ernten unterwegs, was die Natur hergibt – von wilden Feigen über Wildkräuter wie Oregano und Thymian bis hin zu den Äpfeln und Orangen am Wegesrand.
Wann immer es geht, stehen wir frei. Also nicht auf Campingplätzen, sondern in der Natur, auf ruhigen Feldwegen, an einsamen Buchten oder am Waldrand. Nicht nur spart das Geld, sondern schenkt uns auch die Ruhe, nach der wir uns im Vanlife gesehnt haben.
Leben auf kleinem Fuß – aber mit großem Horizont
Ehrlich gesagt: Vanlife hat uns nicht nur Freiheit gebracht, sondern auch eine komplett neue Sicht aufs Geld.
Wir geben unser Geld jetzt für Dinge aus, die uns wirklich etwas bringen: ein guter Kaffee mit Aussicht, ein Stellplatz mitten im Nirgendwo oder mal ein Museumsbesuch in einer Stadt, die wir vorher nicht mal kannten.
Was wir gelernt haben: Du brauchst keine große Wohnung, um dich großartig zu fühlen. Du brauchst Luft, Licht, Bewegung und vielleicht einen Platz mit gutem Handyempfang (zum Arbeiten oder zum Googeln, wie man eine verstopfte Grauwasserleitung wieder frei kriegt).
Dass wir viel selbst machen, nicht ständig essen gehen und lieber unter Sternen als auf Stellplätzen schlafen, hilft enorm. Kein Stromvertrag. Keine Miete. Kein überflüssiger Konsum. Dafür: ein Brotduft aus dem Van, den kein Bäcker toppen kann.
Monatliche Kosten beim Vanlife
Unsere monatlichen Kosten liegen bei:
• ca. 600 € in Griechenland (Essen, günstiger Diesel, …)
• bis zu 1.000 € in Skandinavien oder Großbritannien (Fähren, Diesel, Preise eben…)
Und es fehlt uns an nichts. Im Gegenteil: Je weniger Zeug wir haben, desto freier fühlen wir uns. Es ist wie ein digitales Detox fürs ganze Leben.
Drei Jahre Elternzeit und der Sprung ins Ungewisse
„Aber wie verdient ihr denn Geld?“ Wenn ich einen Euro für jedes Mal bekommen hätte, dass mir diese Frage gestellt wurde, hätten wir den Sprinter vermutlich vergolden lassen können.
Unsere Antwort: von Ideen, Mut und manchmal ziemlich instabiler Hotspot-Verbindung. Wir haben uns ganz bewusst für drei Jahre Elternzeit entschieden. Das war der Startschuss für unser Vanlife. Die ersten 14 Monate lebten wir vom Elterngeld, was uns Zeit gab, durchzuatmen, uns einzufinden, alles auszuprobieren.
Mittlerweile leben wir von unseren Ersparnissen, während wir gleichzeitig verschiedene Wege der Selbstständigkeit remote aufbauen – schreiben, designen, fotografieren, konstruieren.
Alles unterschiedliche Felder – aber alle remote, kreativ und flexibel. Die einzigen Voraussetzungen: ein Laptop, ein ruhiger Ort und stabiles Internet (das Letztere ist nicht verhandelbar, wie wir gelernt haben…).
Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten, unterwegs Geld zu verdienen.
Arbeiten unterwegs: Laptop auf, Welt an
Arbeiten im Van funktioniert, wenn du flexibel bist. Hier sind ein paar realistische Optionen:
01. Digitale Jobs (Laptop + WLAN = Büro)
• Texter, Blogger
• Webdesign / Grafikdesign
• Virtuelle Assistenz
• Online-Unterricht, Coaching, Beratung
• IT & Development
02. Hands-on & unterwegs
• Saisonarbeit (Ernte, Campingplätze, Festivals)
• House Sitting, Wwoofing, Volunteering
• Reparaturen, mobile Handwerksdienste
• Kreatives (Straßenkunst, Schmuck, Musik)
Die 10 coolsten Working Holiday Jobs, die dir beim Reisen Extra-Geld einbringen, liest du in meinem Artikel.
Und schau hier, um dein Reisebudget zu analysieren und im Vorfeld auszurechnen.
Unser Learning
Man muss nicht direkt reich werden – manchmal reicht es, wenn das nächste Abendessen, der Diesel und der Stellplatz bezahlt sind. Der Rest? Kommt mit der Zeit. Oder mit einem glücklichen Zufall.
Kalt, laut, einsam – oder: Die Schattenseiten des Vanlife
Das Vanlife ist nicht immer Sonnenuntergang und Avocadotoast. Es ist auch: Aufwachen, weil der Regen aufs Blech trommelt wie ein Metal-Schlagzeuger.
Unruhig schlafen, weil dein Van im Sturm schaukelt wie ein Segelschiff auf dem offenen Meer.
Grauwasser entleeren mit einem Kleinkind auf dem Arm.
Aber hey: Genau das gehört dazu. Und irgendwie macht es die schönen Momente noch schöner. Wenn unser 2-jähriger Sohn morgens barfuß durch den Sand vor dem Van hüpft, wir ihm mit einem Kaffee in der Hand dabei zu sehen und am liebsten die Welt umarmen wollen, weil sie sich gerade so verdammt richtig anfühlt, dann wissen wir: Alles richtig gemacht.
Budget Vanlife-Tipps für Einsteiger
Zum Schluss noch ein paar Tipps, damit dein Traum nicht am Geld scheitert:
Kauf gebraucht, aber schlau. Der Van ist dein Zuhause. Ein bisschen Macke ist okay – aber schau unter die Haube.
• Mach’s selbst. Ausbau muss nicht perfekt sein – nur praktisch.
• Rechne mit Unerwartetem. Eine Reparatur kommt immer. Rücklagen helfen.
• Sei minimalistisch. Je weniger du brauchst, desto weiter kommst du.
• Sei offen für Plan B. Manchmal klappt das mit dem Stellplatz nicht. Manchmal wird’s laut. Flexibilität ist deine Superkraft.
• Freunde dich mit Apps an. Park4Night, Google Maps und Outdooractive sind deine neuen besten Freunde.
• Lerne Leute kennen. Andere Vanlifer haben oft die besten Tipps, und manchmal auch das passende Ersatzteil.
Weitere Tipps, um mit wenig Geld im Van zu leben, liest du hier:
• Tipps für den Campingurlaub an Frankreichs Atlantikküste
• 12 Tipps zum Campervan mieten
• Alles was du über einen Roadtrip wissen musst
Fazit: Freiheit kostet weniger, als du denkst
Das Vanlife mit kleinem Budget ist kein Urlaub, sondern vielmehr ein Lebensstil. Und einer, den du auch mit kleinem Budget realisieren kannst. Du musst kein Hipster mit Hängematte sein (obwohl, schaden tut’s nicht), sondern einfach jemand, der sich traut, anders zu leben.
Wir haben die Miete gegen Abenteuer eingetauscht. Und wir bereuen keine Sekunde. Vielleicht ist das auch dein Zeichen, umzudenken. Raus aus dem Mietvertrag, rein ins mobile Leben. Es muss nicht perfekt sein – aber es kann verdammt erfüllend sein.
Vanlife hat uns nicht nur auf neue Straßen, sondern auch zu uns selbst geführt. Wir haben gelernt, dass man zum Leben keinen großen Raum braucht, sondern nur ein Herz, das groß genug ist für Abenteuer.
Wenn du also gerade überlegst, ob du’s wagen sollst – tu es. Es wird chaotisch. Und wunderschön. Und frei.
Und falls du uns mal auf einem Parkplatz triffst: Wir haben Kaffee. Bring die Tassen mit.
Über Amaruq Adventures
Der Artikel wurde von Melina und ihrer kleinen Familie geschrieben, die sich bewusst für drei Jahre Elternzeit entschieden und damit den Grundstein für ihr Vanlife gelegt hat. Sie lebten anfangs vom Elterngeld, später von Ersparnissen, und sausen jetzt mit Camper und Kind quer durch Europa.
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