Fliegen kann in diesen Tagen eine miserable Erfahrung sein. Unbequeme Sitze mit begrenztem Beinraum, Extra-Gebühren und unfreundlicher Service. Der Supergau ist jedoch wenn der Koffer im Urlaub weg ist und du wochenlang deiner Airline hinterher telefonieren musst und sich niemand verantwortlich fühlt. Nach einer Schimpftirade auf die mieseste Airline der Welt, liste ich meine besten Koffer weg-Strategien auf. Sorry guys, einfach runterscrollen für Tipps.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich das Gepäckband nach meinem Koffer abscannte – die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Geduldig wartete ich bis das Gepäckband seinen Betrieb einstellte und der letzte Koffer von seinem Besitzer eingesammelt wurde. Unsicher blickte ich umher und verstand:
Mein Koffer weg!
Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr verschwunden!!
Klar, ich fliege ziemlich viel als Reiseblogger, aber drei Mal im Jahr wochenlang auf seine Habseligkeiten zu warten und Airlines hinterher zu telefonieren ist bestimmt auch für Vielflieger eine Zumutung.
Genervt ging ich zum entsprechenden Schalter am Flughafen und wollte mein verlorenes Gepäckstück melden. Dort ist mittlerweile alles digitalisiert – schließlich will der Berliner Flughafen Weltflair ausstrahlen und keine Berliner Schnauze. Allerdings waren die Computerterminals zum Ausfüllen derart schwer auszufüllen und alles andere als selbsterklärend, dass zwei Aushilfen auf Billiglohn daneben standen und aushelfen mussten. Auf meine Nachfrage hin erklärte mir der fleißige Helfer leicht grinsend, dass bisher kein Reisender intuitiv verstanden hätte, was er zu tun hätte. Lächerliche Technik.
Noch lächerlicher war anschließend jedoch das Spiel, was meine Airline abgezogen hat: Air Berlin. Marode und seit Jahren vor dem Ruin stehend weiß ich mittlerweile aus eigener Erfahrung, warum das Unternehmen seit Jahren rote Zahlen schreibt. Denn Mitarbeiterservice ist ein Fremdwort für diese Airline und die Webseite ein einziger Witz.
Etihad füllte sich nicht zuständig, weil sie mich nur bis Abu Dhabi brachten – übrigens auch mit stundenlanger Verspätung – und verwiesen auf den Zubringer Ai rBerlin. Die wiederrum verwiesen auf den Berliner Flughafen und deren Tracking. Und die wiederrum besitzen noch nicht einmal ein Call Center. Ich wurde direkt an den Anrufbeantworter weitergeleitet, der mich darüber informierte, dass es nicht möglich sei, eine Nachricht zu hinterlassen.
Miese Abzocke im Internet bei der Airline Air Berlin
Noch mal zum Mitschreiben: Ich musste zwei Wochen (!!!) auf meinen Koffer warten, niemand fühlte sich zuständig, den Koffer zu tracken, nur um am Ende festzustellen, dass der Koffer wohl schon einige Tage am Flughafen herrenlos herumstand. Das fand ich allerdings nur dadurch raus, dass ich selber zum Flughafen gefahren bin und ordentlich Druck gemacht habe.
Der eigentliche Kampf ging anschließend los, weil das Geld für den entstandenen Schaden zurückbekommen wollte. Ein ganz normaler Prozess, wenn du in einer fremden Stadt, in der du nur kurze Zeit bist, ein paar Klamotten und Kosmetik kaufen musst, bis du deine eigenen Sachen wieder bekommst im Koffer.
Ich musste immerhin zwei Wochen auf meinen Koffer warten!
Das hat mit Iberia bei den beiden anderen Koffer-geht-auf-Reisen-Szenarien dieses Jahr anstandslos geklappt. Im Gegenteil Iberia hat sich sogar für die Unannehmlichkeiten in einer persönlichen Email entschuldigt.
Mehrmals habe ich versucht, Air Berlin telefonisch zu erreichen, doch in den meisten Fällen wurde ich auf eine Voicemail weitergeleitet, die mich freundlich darauf hinwies, online ein Formular auszufüllen. Wirklich jede Zahlenkombination am Telefon führte auf dieses eine, gemeine Ziel: Der Kunde soll doch gefälligst online ein Formular ausfüllen. Einzig die Option sich einen Flug zu buchen endete bei einem echten Menschen am anderen Ende der Leitung. Der mich jedoch auch wieder daran erinnerte das Online-Formular auszufüllen.
Gesagt, getan. Ich füllte alles aus, listete meine Ausgaben auf und übermittelte meine Bankdaten mit der Bitte mir das Geld für den entstandenen Schaden zu überweisen. Allerdings können keine Anhänge angehängt werden, sonst führt das zu einer 404 Fehlermeldung.
So langsam verlor ich die Nerven. Wie schwer kann es eigentlich sein, mal jemanden persönlich zu sprechen, der einem weiterhilft? Muss wirklich an jeder Ecke gespart werden? Und helfen solche Sparmaßnahmen wirklich, eine Airline wieder auf den Erfolgskurs zu bringen?
Nach weiteren zwei Wochen erhielt ich letzten Endes eine Antwort per Email von Air Berlin, die sich für das Ausfüllen des Online-Formulars und mein Feedback bedankten und mir weiterhin alles Gute wünschen.
Ich bin ja echt ein geduldiger Mensch und andere Menschen haben sicherlich schwerwiegendere Probleme wie Krebs oder schlechte Ernten und wissen nicht, wie sie ihre Kinder durch den Winter bringen. Aber angesichts solchem Missmanagements und Unfähigkeit platzte mir die Hutschnur, und ich schrieb einen bösen Kommentar auf die Air Berlin Facebook-Seite.
Überrascht las ich schon innerhalb einer halben Stunde eine Antwort von einem echten Menschen geschrieben!! Ich konnte es nicht fassen!! Es arbeiten bei Air Berlin also doch noch echte Menschen aus Fleisch und Blut!
Auch wenn mich die Dame nur wieder auf deren Online-Formular hingewiesen hat mit der dezenten Bitte, doch meine schlechten Erfahrungen nicht auf deren Facebook-Seite breitzutreten.
Das Spiel vom Online-Formular über computer-generierte Email und Facebook-Nachricht wiederholte sich noch ein paar Mal und ich habe garantiert keine Lust mehr, „die ganze Welt mit Air Berlin“ zu entdecken.
Und rate auch jedem davon ab, mit einer derart aufgeblasenen Airline zu fliegen, für die Kundenservice ein Fremdwort ist.
Ganz ehrlich Air Berlin: Bei so viel Inkompetenz, Sparzwang und Unfähigkeit helfen auch keine roten Lindt-Herzen mehr! Die ihr euch übrigens auch bei meinem letzten Flug von Abu Dhabi weggespart habt.
Air Berlin – nie wieder! Lass die Finger von dieser Airline, da du am Ende nur draufzahlst!
Koffer weg – die besten Tipps
Nach so viel Negativität bin ich überrascht, dass du immer noch am Lesen bist… Du fragst dich jetzt bestimmt, mit welcher Airline kann ich denn überhaupt noch fliegen und worauf muss ich achten, damit mir das nicht passiert? DMEine besten Koffer weg-Strategien kommen jetzt.
1. Melde deinen verloren gegangenen Koffer
Sofort nachdem das Gepäckband gestoppt wurde, musst du am Lost-and-Found-Schalter den Verlust deines Koffers melden. Das kann die Gepäckermittlung des Flughafens sein, aber auch der Airline oder des Reiseveranstalters selber sein.
Dazu legst du deine Bordkarte mit dem Aufkleber der Gepäckregistrierungsnummer am Schalter vor und füllst eine Verlustmeldung aus. Du wirst nach deinen Personen- und Flugdaten gefragt und musst deinen Koffer beschreiben.
Bitte vergiss nicht, dir unbedingt eine Kopie der Verlustmeldung mitzunehmen, damit du deine Referenznummer auf einem Blick hast für den weiteren Suchverlauf.
✓ Mein Tipp: Wenn du aus irgendwelchen Gründen den Verlust deines Gepäcksstückes nicht reklamieren kannst, hast du 21 Tage Zeit, dich schriftlich bei der Airline zu melden. Bei späteren Anfragen verlierst du deinen Schadenersatzanspruch.
2. Wohin wird meine Koffer geliefert?
Da du bei der Verlustmeldung deine Adresse und Kontaktmöglichkeiten hinterlassen hast, sollte dein Koffer ins Hotel oder wo auch immer du dein Gepäck eben benötigst, geliefert werden. Dieser Service sollte nichts kosten. Wenn deine Airline die Zustellung verweigert, poche auf dein Recht, dir die Fahrtkosten zum Flughafen erstatten zu lassen.
3. Recht auf Ersatzausstattung nutzen
Du bist in einer fremden Stadt und alles, was du besitzt, sind deine verschwitzten Klamotten, die du seit zwei Tagen am Leib trägst und nach Flughafenklo riechen. Schließlich ist dein Koffer weg.
Aber das Gute dabei ist, dass du shoppen gehen kannst, und die Airline bezahlt es dir!
Wenn dir deine Airline kein Paket mit Unterwäsche und Toilettenartikeln zur Verfügung stellt und dir die meist überforderten Mitarbeiter am Gepäckschalter auch keine Auskunft geben können, dann kaufe dir eine Grundausrüstung an Hygieneartikeln und Klamotten, die du für ein paar Tage benötigst. Schlage dabei aber nicht über die Strenge: Eine komplett neue Garderobe werden sie dir sicherlich nicht bezahlen. Die Kosten der Erstattung variiert je nach Fluggesellschaft.
✓ Mein Tipp: Kaufe dir ein paar Essentials wie Zahnbürste, Creme und Unterwäsche und lasse dir eine Quittung ausstellen. Daneben aber auch T-Shirts, Hose etc nicht vergessen und reiche dir Rechnung später bei deiner Airline ein.
4. Fristen einhalten
Auch hier gilt, dass du spätestens drei Wochen nachdem du dein Gepäck wiedererhalten hast, die Quittungen bei der Airline einreichen musst. Dazu schickst du deine Quittungen, Kopien deiner Bordkarte und vom Aufkleber der Gepäckregistrierungsnummer per Email an die zuständige Adresse bzw. füllst das entsprechende Online-Formular aus.
5. Schadenersatz von der Airline fordern
Webb der Koffer trotz aller Suche verschollen bleibt, hast du Anspruch auf Schadenersatz. Dazu füllst du wieder einen Fragebogen aus und listest den Inhalt und Wert deines Gepäckstücks auf.
Als endgültig verschwunden gilt der Koffer nach maximal 100 Tagen.
✓ Höchstbetrag Schadenersatz: Rund 1200 Euro pro Passagier. Wertsachen solltest du also am besten gleich im Handgepäck mitführen. Meine GoPro ist mir mal bei einer dreitägigen Warteschleife in Casablanca aus dem Koffer gestohlen wurden. Da half auch kein Schloss am Koffer, da Diebe das Schloss geknackt hatten.
6. Ist eine Reisegepäckversicherung sinnvoll?
Wenn du sündhaft teuren Schmuck oder antike Stücke deiner Oma transportierst, lohnt sich eine Reisegepäckversicherung. Ansonsten kannst du dir das Geld dafür sparen, da die Airlines sowieso für den entstandenen Schaden bis zu einer Obergrenze von rund 1200 Euro haften.
7. Postweg
Bei längerem Aufenthalt im Ausland lohnt es sich wirklich, seine Siebensachen per Post – zum Beispiel – mit DHL zu verschicken.
✓ Mein Tipp: Wenn du den Koffer einige Tage oder Woche vor deinem Abflug packst und per Post versendest, dann kannst du manchmal richtig Geld sparen. Via Tracking erfährst du jederzeit wo sich dein Gepäck befindet.
8. Lass dich nicht abwimmeln
Die Taktik von Air Berlin scheint zu sein, mich zu erschöpfen und überdrüssig zu machen. Wenn sie mir lange genug dumme, generische Emails schreiben oder ignorieren, dann werde ich schon irgendwann die Klappe halten. Dadurch sparen Airlines jedes Jahr Millionen ein! Denn Fluggäste haben irgendwann keine Lust mehr, sich damit herumzuschlagen und geben entnervt auf. Die Fluggesellschaft kommt so um die Zahlung herum. Schau mal hier, in dem Artikel habe ich darüber geschrieben wie wichtig es ist, seinen Anspruch geltend zu machen: Mach deinen Anspruch geltend!
✓ Mein Tipp: Kenne deine Recht! Lass dich nicht abwimmeln und ziehe gegebenenfalls Fachleute zu Rate.
Das Koffer weg-Risiko minimieren
Je mehr Stopover du pro Reise hast, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Koffer verloren geht. Immerhin ist damit ein riesiger logistischer Aufwand verbunden. Besonders an riesigen Drehkreuzen wie Abu Dhabi oder Singapur geht gerne mal ein Koffer verloren, weil die Airlines mit Zubringerflügen ihre Passagiere aus allen Ecken der Welt sammeln, um Großraumflugzeuge für ihre Fernstrecken zu befüllen.
✓ Daher am besten direkt fliegen.
✓ Schreibe gut lesbar deine Heimatadresse auf deinen Koffer.
✓ Alle Wertsachen wie Laptop, Kamera, Schmuck in dein Handgepäck.
✓ Ich packe mittlerweile auch immer Flip Flop, Ersatzunterwäsche und Toilettenartikel in mein Handgepäck.
✓ Verzichte am besten gleich auf einen Koffer und fliege mit Handgepäck.
Fallen dir auch noch ein paar Maschen ein oder hattest du ähnliche Probleme? Dann rein damit in die Kommentare!!