Als ich das erste Mal in meinem Leben die mystisch anmutende Tempelanlage Machu Picchu im Grauschleier des Morgendunstes auf dem Gipfel der Anden im Dschungel sah, sang in meinem Kopf ein Chor Halleluja.

Nichts kann den Reisenden auf diesen überwältigenden Ausblick vorbereiten.

Doch das Land der Inkas wartet mit weiteren großartigen verlorenen Städten auf. Überall finden sich zahlreiche Zeichen vorkolumbianischer Zivilisationen wie zum Beispiel die geheimnisvollen Nazca-Linien, die sich über eine Fläche von 500 km² über die große Küstenwüste direkt an der Traumstrasse Panamericana ausbreiten.

Daneben gibt es eindrucksvolle Naturszenerien vom Dschungel bis zur Wüstenlandschaft, koloniale Prachtbauten, verträumte Dörfern, aufregende Trendsportarten oder auch unvergessliche Wandertouren mitten durch die Anden.

Die Panamericana erstreckt sich am Pazifik entlang von Ecuador bis Chile auf einer scheinbar endlosen Wüstenlandschaft. Dieser Strasse folgend ist unser erster Stopp von Perus quirliger Hauptstadt Lima in Richtung Süden die Stadt Pisco, die einen guten Ausgangspunkt bildet, um Ausflüge in die Reserva Nacional de Paracas zu organisieren. In der ganzen Stadt findet man Reisebüros, die kombinierte Ganztagestouren auf die Halbinsel Paracas und die unbewohnten und felsigen Ballestasinseln anbieten, die wegen ihres Artenreichtums und ihrer Abgeschiedenheit auch als die Galapagosinseln Perus bezeichnet werden.

Ausflug auf die Islas Ballestas

Geoglyph Halbinsel Paracas Peru (c) Anja Knorr
Früh am Morgen werden wir mit dem Bus direkt vom Hotel abgeholt und zum kleinen Hafen Bahia de Paracas gebracht. Dort geht es mit kleinen, offenen Booten zu den Islas Ballestas, die sich etwa eine Stunde Fahrt vor der Küste befinden.

Angesichts des rauen Klimas des Pazifik und der verwegenen Fahrweise waren wir froh, meine sündhaft teure Regenjacke eingepackt zu haben. Mehr als einmal werden wir auf dem kleinen Boot von den hohen Wellen nass gespritzt.

Auf den ersten Kilometern nahe des Paracas Reservates sehen wir bereits den berühmten Geoglyphen Kandelaber mit seinen Dreizinken.

Der Bootsführer erklärt, dass diese gigantische Figur von 150m Höhe und 50m Breite mitten auf einen Felsvorsprung an der Küste gesetzt worden ist, und niemand genau weiß, wer diesen Geoglyph erschaffen hat, oder was er bedeuten soll. Forscher fragen sich, ob er ein Navigationsführer für Seemänner war oder ob er etwas mit den Linien von Nasca zu tun hat. Da die Vorfahren der Peruaner noch keine Schriftzeichen kannten, stehen die Wissenschaftler peruanischer Geschichte vor vielen ungelösten Rätseln und können nur Vermutungen anstellen.

Seelöwen und Pinguine

Seelöwen Islas Ballestas Peru (c) Anja Knorr
Sobald sich unser Boot den Inseln nähert, sehen wir eine große Seelöwenkolonie, die auf den Felsen der Insel in der Sonne faulenzen und um das Boot herumschwimmen. Die peruanische Natur gibt alles und süße, kleine Humboldpinguine, Delphine, Peruanische Pelikane und Guanakomorane schwimmen um uns herum und scheinen unsere Kamera zu lieben.

Füttern ist natürlich verboten, doch die possierlichen Tierchen sind so zutraulich, dass ich sie fast anfassen könnte. Auf der Stelle beschließe ich, dass ein Job als Reiseführer in Peru auch keine schlechte Alternative sei.

Die Paracas-Bucht

Peru Paracas NP (c) Anja Knorr
Nach ein paar Stunden fährt das Boot wieder zurück zur Paracas-Halbinsel, und dort konnte ich durch ein kleines Museum streifen und auf eigene Faust das Paracas-Reservat erkunden.

Eine Tour in der kargen Steinwüste erscheint eine gute Idee, und wir machen uns auf den Weg. Neben dem verlassenen Museum, in das sich wohl seit Jahren niemand mehr getraut hat, erklimmen wir einen Aussichtspunkt und beobachten chilenische Flamingos und Kondore aus den Anden. Ein überwältigender Ausblick auf die Paracas-Bucht inklusive.

Nach ein paar Stunden Fußmarsch durch die Wüste erreichen wir am südlichen am südlichen Zipfel der Halbinsel zerklüftete Klippen, von denen aus uns eine atemberaubende Aussicht auf den Pazifik und auf die darunter liegende große Seelöwenkolonien bietet. Der liebe Gott scheint sich bei diesem Flecken Erde eine Extraportion Zeit genommen zu haben. Ganz in der Nähe liegt das kleine Küstendorf Lagunillas, in dem wir unsere hungrigen Mägen mit frischem Fisch stopfen.

Ausruhen in der Oase Huacachina

Oase Huacachina Peru (c) Anja Knorr
Nach dieser coolen Expedition geht es die Panamericana weiter gen Süden, und wir erreichen ein kleines Kaff namens Ica. Dort nehmen wir ein Taxi ins benachbarte Huacachina, einer kleinen Oase mitten in der Wüste.

Dieses winzige Dorf ist von riesigen Sanddünen umgeben und eingebettet in eine malerische Lagune mit angeblich heilender Wirkung, ein Platz zum Entspannen und zum Verlieben. Diese Lagune bildet sogar das Konterfei für die 50 Soles Geldscheine Perus. Palmen, farbenfreudige Blumen und reizvolle, pastellfarbene Gebäude verlocken uns spontan dazu, gleich mehrere Tage in diesem kleinen Paradies zu verweilen.

Süßes Nichtstun in der Hängematte unseres Hostels wechselt sich mit unterhaltsamen Buggytrips durch die Dünenlandschaft der Wüste ab. Mit über achtzig Kilometern pro Stunde rasen wir durch die Wüste und werden kräftig durchgeschaukelt.

Sandboarding in der Wüste

Buggy Sanddünen Peru (c) Anja Knorr
Natürlich leihe ich mir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch ein Sandboard aus, auf dem ich den warmen Wüstensand herunter rutsche und surfe.

Dank des Buggys erspare ich mir auch das mühsame Hinaufklettern der Sanddüne, die mich vor eine sportliche Herausforderung stellt. Denn in Huacachina gibt es keine bequemen Sessellifte und daher quälen sich selbst durchtrainierte Sportler zu Fuß unter sengender Hitze die steilen Hänge hinauf, nur um festzustellen, dass der weiche Sand alle Snowboardkenntnisse vergessen lässt.

Die Boards graben sich förmlich unter den Sand, und mehrmalige Überschläge sind nicht selten.

Wie ich das bloß meiner leidgeplagten Mutter daheim in Deutschland beibringen soll, frage ich mich. Aber der Fun-Faktor ist absolut genial, besonders als ich entdecke, dass ich mein Board auch als Schlitten missbrauchen kann und lässig die Hänge hinunter gleite.

Am Abend versuche ich mir den Sand aus den Ohrlöchern zu kratzen und meine Klamotten stehen vor Sand.

Willkommen in der Wüste!

Die geheimnisvollen Nasca-Linien

So entspannt und ausgeruht kann es dann weitergehen auf der Panamericana nach Nasca, der berühmten Stadt mitten in der Wüste, die von unten gesehen nur eine trostlose Wüstenlandschaft zu sein scheint, aber ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Dieser Teil Perus war bis 1939 unbekannt und von keinerlei wissenschaftlichem Interesse, doch in jenem Jahr flog der amerikanische Wissenschaftler Paul Kosok über die Wüste und entdeckte dort schnurgerade Linien und Bodenzeichnungen in Form geometrischer Symbole und Tiergestalten, die sich über eine Fläche von 500 km² in der wasserlosen Pampa ausbreiten.

Wissenschaftler können sich bis heute nicht erklären, wer diese geheimnisvollen Linien konstruierte, warum sie dies taten und wie sie diese riesigen Figuren und Linien ohne moderne Techniken über viele Kilometer anlegen konnten.

Die deutsche Mathematikerin Maria Reiche, die fast ihr ganzes Leben der Erforschung der Nasca-Linien widmete, behauptete, dass die Linien wahrscheinlich um 525 n. Chr. als astronomische Kalender geschaffen wurden. Der unvermeidliche Erich von Dänicken glaubt natürlich an Landeplätze für Außerirdische. Bis heute können nur Vermutungen angestellt werden.

Nasca von oben entdecken

Cessna Nasca (c) Anja Knorr
Zweifelsohne hat diese Art des Hobby-Indiana Jones-Abenteuers die kleine Gemeinde Nasca in eine Art zweiten Frühling geholfen: An jeder Straßenecke werden Flüge über diese rätselhaften Linien angeboten, da es strengstens verboten ist, darauf herumzulaufen und somit zu zerstören.

Ohnehin kann man vom Boden aus nicht viel sehen.

Am frühen Morgen inspiziere ich skeptisch das kleine, sechssitzige Leichtflugzeug, mit dem ich mich in die Lüfte begeben soll. Wie um Himmels willen soll ich mich da hinein zusammen mit dem leicht übergewichtigen Piloten und drei weiteren geschichtsinteressierten Touristen hineinquetschen. Ich wurde zur Co-Pilotin erkoren und durfte neben dem Piloten Daniel Platz nehmen und dann ging alles viel zu schnell, um noch einen Rückzieher machen zu können.

Entgegen meiner Erwartungen hatte die Cessna keine Schlagseite aufgrund der ungleichen Gewichtsverteilung.

Allerdings fielen wir immer wieder in Luftlöcher und der übereifrige Daniel zeigte uns mit ausgedehnten Links- und Rechtsdrehungen die Figuren und Linien in der Wüste. Mein Magen drehte sich und wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Ich versuchte mich auf die Figuren in der Steinwüste zu konzentrieren, die ein unvergessliches Panorama boten:

Kilometerlange, wie von einem Lineal gezogene, schnurgerade Linien und überdimensionale Figuren wie Spinnen, Wale, Affen und dergleichen. Ich war sprachlos und das nicht nur wegen meinen Magenkrämpfen, sondern konnte in der Tat auf einmal Erich von Dänicken verstehen, denn dass Menschen etwas so unvergleichlich Schönes schaffen können, nur um es anschließend in die Versenkung des Vergessens verschwinden zu lassen, war mir als Erklärung nicht genug.

Tagestour auf die Halbinsel Paracas und Ballestas-Inseln: 15 – 20 US$
Flug über die Nasca-Linen: Rund 35 US$

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